Von Kornelia C. Rebel
Bei Lungenkrebs handelt es sich um die dritthäufigste Art von Krebs weltweit und in Deutschland. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören Rauchen und Radon. Der Erfolg einer Therapie hängt davon ab, in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird. Vielfältige Symptome und die schwer zugängliche Stelle der Lunge im Brustkorb erschweren die Diagnose des Bronchialkarzinoms. Hier erfahren Sie alles über Lungenkrebs, inklusive neue Erkenntnisse der Wissenschaft.
Wir alle können ohne eine funktionierende Lunge nur wenige Minuten überleben. Sauerstoff ist ein Element, das unser Stoffwechsel dringend braucht. Die Lungen sorgen in ihren Lungenbläschen dafür, dass Sauerstoff aus der Luft in unser Blut eindringen kann. Gleichzeitig stößt das Blut Kohlendioxid ab. Beim Ausatmen befreien wir uns von diesem Gas.
Der direkte Kontakt mit der Außenwelt führt dazu, dass die Lunge mit besonders vielen Schadstoffen belastet ist. Der ganz normale Straßenverkehr in einer Großstadt bringt die Lunge in Kontakt mit zahlreichen giftigen Substanzen. Wenn dann noch regelmäßiges Rauchen dazu kommt, erhöht sich das Risiko für Krebs in den Lungenflügeln stark.
Dritthäufigste Art von Krebs
Kein Wunder, dass Lungenkrebs nach Brust- und Darmkrebs zu den häufigsten Arten von Krebs zählt. Zudem stehen bei Krebs in der Lunge die Überlebenschancen meist nicht sehr gut. Nach Auskunft des Zentrums für Krebsregisterdaten, eine Organisation des Robert-Koch-Instituts, beträgt die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei Frauen 22 % und bei Männern 17 Prozent (1). Das bedeutet, 4 von 5 Betroffenen sterben innerhalb von 5 Jahren an dieser Erkrankung.
Interessanterweise entwickeln sich die Fallzahlen streng geschlechtsspezifisch. Seit über 20 Jahren nimmt die Zahl der Männer mit Lungenkrebs ständig ab, während die Zahlen bei den Frauen ebenso kontinuierlich ansteigen. Experten führen das auf verändertes Rauchverhalten zurück, weil Rauchen mit Abstand der Hauptrisikofaktor bei Lungenkrebs ist. Experten schätzen, dass in 90 Prozent aller Fälle Rauchen den Krebs verursacht hat (2).
Immer mehr Frauen greifen zur Zigarette, während immer weniger Männer sich dem Qualm ergeben. Dennoch rauchen nach wie vor mehr Männer als Frauen. Das belegen auch die Fallzahlen für 2019: Im Jahr 2019 wurden bei 23.546 Frauen und 32.701 Männern bösartigen Tumore in der Lunge gefunden.
Diagnose: Meist bei über 60-Jährigen
Je älter wir werden, desto höher ist das Risiko für Lungenkrebs (3). Im Durchschnitt ist nur jeder 5. Betroffene jünger als 60 Jahre alt. Rund 35 Prozent aller Diagnosen erhalten Menschen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Jeder zweite Patient mit Krebs in der Lunge hat das 70. Lebensjahr bereits vollendet.
Was ist Lungenkrebs?
Die allermeisten Fälle von Lungenkrebs lassen sich in zwei Typen einteilen (4):
- 85 % nicht-kleinzelliger Lungenkrebs
- 15 % kleinzelliger Lungenkrebs
Je nach der Art der Gewebeveränderung, unterscheidet man folgende Subtypen des nicht-kleinzelligen Karzinoms unterschieden:
- Adenokarzinom 38,5 %
- Plattenepithelkarzinom 20 %
- großzelliges Karzinom 3 %
Ein Adenokarzinom ist ein Tumor, der in Epithelzellen von Drüsen oder drüsenartigen Strukturen wächst (5). Epithelzellen kleiden Blutgefäße aus und bilden Schläuche wie die Bronchien der Lunge. Das Plattenepithelkarzinom wird typischerweise bei Rauchern beobachtet (6). Die Plattenepithelzellen überziehen das Innere der Atemwege in der Lunge und kommen in direkten Kontakt mit den krebserregenden Stoffen von Zigarettenrauch.
Der Begriff großzelliges Karzinom wird verwendet, wenn alle anderen Typen von Lungenkrebs nicht zutreffen (7). Es handelt sich damit nicht um eine klar umrissene Art von Krebs, sondern um ein symbolisches Achselzucken. Deshalb wird dieser Name nur aufgrund einer Gewebeprobe vergeben.
Unterschied zwischen kleinzelligem und nicht klein-zelligem Lungenkrebs
Bei kleinzelligem Lungenkrebs erscheinen die Krebszellen unter dem Mikroskop klein und rund. Die Zellen des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses sind größer. Rauchen ist ein Risikofaktor bei beiden Arten. 95 % aller Patienten mit einem kleinzelligem Lungenkrebs rauchen (8).
Je nach der Größe des Tumors, wird Krebs mit unterschiedlichen Verfahren in klar umrissene Kategorien eingeteilt. TNM lautet ein Bewertungssystem, bei dem T für die Tumorgröße, N für die Anzahl und die Lage der betroffenen Lymphknoten und M für die Metastasen steht. Ein kleines p bedeutet, die Bewertung wurde aufgrund einer Gewebeprobe vorgenommen. Ein kleines c steht für eine Einteilung durch eine Untersuchung und ein y für Therapie mit Medikamenten (9).
Tumorgrößen werden dabei folgendermaßen beschrieben:
- Tis: Karzinom in situ, noch nicht in Umgebung ausgebreite
- T1mic: Mikroinvasion von maximal 10 mm in das umliegende Gewebe
- T1: Der Tumor ist bis zu 2 Zentimeter groß
- T2: Die Größe des Tumors beträgt zwischen 2 und 7 Zentimeter
- T3: Der Tumor ist größer als 7 Zentimeter und hat die innere Brustwand, das Lungenfell, den Phrenicusnerv oder den Herzbeutel befallen: falls ein zusätzlicher Tumorknoten im Lungenlappen wie der Primärtumor vorkommt, wird ebenfalls T3 vergeben.
- T4: Der Tumor hat weitere Organe befallen, beispielsweise den Raum zwischen beiden Lungenflügeln (Mediastinum), das Zwerchfell, Herz, Blutgefäße, Luftröhre, Nerven, Speiseröhre oder Wirbelsäule. Falls sich ein zusätzlicher Tumorknoten in einem anderen Lungenlappen gebildet hat, trifft ebenfalls T4 zu.
Bei Lymphknoten reichen die Einteilungen von N0 bis N3. N0 steht für den Idealfall, bei dem noch keine Lymphknoten betroffen sind. Bei M0 hat der Lungenkrebs noch keine Metastasen gebildet. Bei M1 gibt es bereits Metastasen in anderen Körperregionen. Besonders häufig kommen bei Lungenkrebs Metastasen im Gehirn vor. Jede zweite Gehirnmetastase lässt sich auf Lungenkrebs zurückführen (10).
Altes System für Einteilung von Lungenkrebs
Die US-amerikanische Veterans Administration Lung Study Group hat das älteste System für die Einteilung von Lungenkrebs entwickelt. Es wurde bereits 1957 vorgestellt und wird bis heute benutzt (11). Es teilt Lungenkrebs in Very Limited Disease (sehr begrenzte Erkrankung), Limited Disease (begrenzte Krankheit) und Extensive Disease (ausgedehnte Krankheit).
Very Limited Disease entspricht Krebs im Stadium I und II. Das bedeutet, im Mediastinum sind die Lymphknoten frei von Krebs. Es haben sich noch keine Metastasen gebildet. Bei Limited Disease oder Stadium III sind Lymphknoten im Mediastinum bereits von Krebs betroffen, aber es gibt noch keine Metastasen. Bei Extensive Disease, Stadium IV oder Krebs im Endstadium, sind mehrere Lymphknoten befallen und es haben sich Metastasen in einem oder mehreren Organen geformt.
Früherkennung von Lungenkrebs: Die schwierige Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist bei Lungenkrebs häufig ein glücklicher Zufall – etwa, weil der Brustkorb aus einem anderen Grund geröntgt wird. Im Anfangsstadium macht sich diese Krebsart nur wenig bemerkbar. Allgemeine Müdigkeit, Schweißausbrüche, grundloses Fieber und veränderte Stimmung sind frühe Symptome bei allen Krebsarten, die sich gerade entwickeln.
Meist bekommen Patienten erst eine Diagnose, wenn sie bereits eindeutige Symptome zeigen, beispielsweise chronischen Husten, der auf Medikamente nicht reagiert (12). Atemnot, Auswurf beim Husten, Gewichtsverlust, Heiserkeit und geschwollene Lymphknoten im Brustbereich sind weitere Symptome von Lungenkrebs (13).
Nach wie vor suchen Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach zuverlässigen Methoden, um Lungenkrebs frühzeitig zu erkennen. Eine niedrig-dosierte Computertomografie gilt als möglicher Kandidat (14). Allerdings halten deutsche Mediziner dieses Verfahren für zu aufwendig, um es auf die gesamte Bevölkerung anzuwenden. Zudem treten dabei häufig falsche Positivdiagnosen auf, die Betroffene extrem belasten können.
Methoden der Diagnose
Die bewährte Röntgentechnik ist nach wie vor der erste Schritt bei einem begründeten Verdacht auf Lungenkrebs (15). Zeigt ein Röntgenbild kein klares Ergebnis, ist eine Computer-Tomografie eine Alternative (16).
Ein erfolgreiches Verfahren für die Diagnose von Brustkrebs ist die Bronchoskopie, auch Lungenspiegelung genannt (17). Dabei wird ein Schlauch (das Endoskop) in die Luftröhre eingeführt. Darin befinden sich eine Kamera und Licht, um die Bronchien am Bildschirm zu sehen. In den Schlauch kann der Arzt eine kleine Zange einführen, um Gewebeproben zu entnehmen.
Spiegelung der Brusthöle und MRT-Scan
Bei einer Thoraskopie, einer Spiegelung der Brusthöhle, wird das Endoskop durch einen kleinen Schnitt in die Brust eingeführt (18). Auch dabei können Gewebeproben entnommen werden, bevorzugt von Lungenrändern und Zwerchfell.
Magnetresonanztomografie (MRT-Scan) und Ultraschall dienen bei Lungenkrebs in erster Linie dazu, Metastasen zu finden. Ultraschalluntersuchungen können befallene Lymphknoten ausfindig machen und zeigen, ob benachbarte Organe befallen sind (19).
Magnetresonanztomographie, auch als Kernspintomographie bekannt, kann Metastasen in Gehirn, Rückenmark und Skelett erkennen (20). Dabei erzeugen ein Magnetfeld und Radiowellen Schnittbilder. Diese Bilder zeigen gut, ob ein Lungentumor in die Brustwand eingewachsen ist und große Gefäße oder das Gehirn befallen hat. CT bietet jedoch eine höhere Auflösung und wird deshalb häufiger verwendet.
PET-Scan: Pro und Con
Tumore aller Art in der Lunge lassen sich mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET-Scan) ausfindig machen (21). Diese Technik macht verstärkte Stoffwechselaktivitäten mithilfe einer schwach radioaktiven Substanz sichtbar. Jede Art von Tumor, aber auch Entzündungen, sind mit einer erhöhten Aktivität des Stoffwechsels verbunden. Deshalb kann ein PET nicht über die Art des Auslösers Auskunft geben. Verdächtige Stellen können sich als gut- und bösartige Tumore oder Entzündungsherde entpuppen.
Skelett- oder Knochenszintigrafie kann Metastasen von Lungenkrebs im Skelett entdecken (22). Eine radioaktive Substanz in der Blutbahn reichert sich an Stellen im Knochen an, wo der Stoffwechsel erhöht ist. Das deutet dann auf eine Metastase hin. Eine spezielle Kamera macht diese Bereiche sichtbar.
Bei der Mediastinoskopie untersucht ein Endoskop den Zwischenraum zwischen den Lungenlappen in der Bauchhöhle (23). Diese Untersuchung wird zusätzlich zu CT-, MRT- und PET-Scans durchgeführt, falls Fragen offen bleiben.
Wichtig: Genetisches Profil des Tumors
mmer wichtiger wird bei den Untersuchungen von Lungenkrebs auch das genetische Profil des Tumors. Dabei kommen heutzutage immer mehr Techniken des Maschinellen Lernens zum Einsatz, weil sie das Auswerten großer Datenmengen ermöglichen (24).
Es ist bekannt, dass bestimmte Gendefekte und Mutationen Lungenkrebs begünstigen. Inzwischen wurden Wirkstoffe entwickelt, die mutierte Anteile von Tumorzellen blockieren und so die Ausbreitung verhindern können. Diese Substanzen werden als zielgerichtete Therapien bezeichnet. Im Gegensatz zur Chemotherapie wirken diese Substanzen nicht auf den ganzen Körper, sondern nur auf den Tumor ein.
Genetische Merkmale eines Tumors lassen sich mit Gewebeproben, aber auch durch Blutproben finden. Bei der sogenannten Flüssigbiopsie wurden in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte erzielt (25). Diese Technik hat im Gegensatz zu Gewebeproben den Vorteil, dass sie nicht-invasiv ist, also kein Körperteil verletzt wird.
Behandlung von Lungenkrebs
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von Kornelia C. Rebel / Biologe, Autor, Wildpflanzen-Experte
Dank Magersucht und Binge Eating in ihrer Jugendzeit gehört Kornelia C. Rebel zu den Experten, die sich schon in jungen Jahren intensiv mit Ernährung beschäftigt haben. Die Ess-Störungen hat die ausgebildete Journalistin mithilfe einer Psychotherapie überwunden. Das Interesse an der vielschichtigen Bedeutung von Essen ist geblieben. Nach zehn Jahren Arbeit als Redakteurin für Tageszeitungen und Rundfunk hat Kornelia als Hausfrau und Mutter in Goa, Indien, drei Bücher über Ernährung in englischer Sprache geschrieben. Alle erhielten den Gourmand World Cookbook Award von Edouard Cointreau. Cooking for Happiness bekam 2017 sogar den Titel ‚Best in the World’ in der Kategorie Innovativ. Heute schreibt Kornelia als freie Autorin wissenschaftlich fundierte Texte über Gesundheitsthemen. Ihr Spezialgebiet sind Nahrungsergänzungsmittel.